Geschichte

Vorreiter der sozialpsychiatrischen Reformbewegung in der Region

Die Reha GmbH für Sozialpsychiatrie ist aus zwei Vereinen entstanden: dem „Gemeinnützigen Verein für die Rehabilitation psychisch Behinderter Steinfurt e.V.“ – kurz Reha-Verein – sowie dem „Förderkreis für psychisch Erkrankte und Behinderte e.V. Lengerich“. Beide Vereine gründeten sich während der sozialpsychiatrischen Reformbewegung der 1970er und -80er Jahre. Und beide setzten sich von Beginn an aktiv dafür ein, die Situation psychisch kranker, suchterkrankter und geistig behinderter Menschen zu verbessern. Mit ihrem Engagement waren sie Vorreiter in der Region.

Psychiatrie-Enquete kritisiert “inhumane Missstände”

In den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg wurden Menschen mit psychischen oder geistigen Behinderungen eher weggesperrt und verwahrt als adäquat behandelt. Viele Betroffene lebten dauerhaft in Kliniken, häufig in großen Schlafsälen ohne jegliche Privatsphäre. Eine soziale Rehabilitation fand praktisch nicht statt. So blieb vielen Menschen nach einer psychiatrischen Diagnose der Weg zurück in die Gesellschaft versperrt.

Die von der damaligen Bundesregierung in Auftrag gegebene und 1975 erschienene Psychiatrie-Enquete stellte denn auch „schwerwiegende Mängel“ in den stationären Einrichtungen fest. Vor einer dringend erforderlichen Neuordnung der Versorgung psychisch Kranker und Behinderter forderten die Experten die schnelle Beseitigung “grober inhumaner Missstände”.

Erste Schritte: Ehrenamtliche unterstützen Langzeitpatienten

1974 begann das damalige Landeskrankenhaus in Lengerich mit der sogenannten „Enthospitalisierung“. Mit Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern der Tecklenburger Lebenshilfe wurde im selben Jahr die erste betreute Wohngruppe gegründet und das Fundament für den Reha-Verein gelegt. Auch im Förderkreis e.V. waren es zunächst Freiwillige, die sich ab 1974 für Langzeitpatienten der Westfälischen Klinik engagierten. Als Laienhelfer wollten sie durch individuelle Begleitung die Situation dauerhaft stationär untergebrachter Kranker verbessern.

Professionalisierung der Hilfsangebote

1983 zog dann eine komplette Station mit 13 Patienten aus der Klinik in die erste Wohnstätte für Behinderte des Förderkreises an der Bergstraße 36 in Lengerich. Noch heute leben hier Bewohner der ersten Stunde. Ein Jahr zuvor professionalisierte auch der Reha-Verein seine ambulanten Angebote und stellte die erste Fachkraft ein. Im Laufe der Jahre bauten beide Vereine in enger Zusammenarbeit ihre Angebote kontinuierlich aus. Dabei orientierten sie sich immer an dem tatsächlichen Unterstützungsbedarf der betroffenen Menschen in der Region.

Ende 2016 schlossen sich Reha-Verein und Förderkreis zur Reha GmbH für Sozialpsychiatrie zusammen. Ein konsequenter Schritt, da beide schon lange kooperierten. Im Januar 2018 übernahm die Ledder Werkstätten gGmbH die Reha GmbH als Tochtergesellschaft. Synergie-Effekte sollen auch hier zu einer verbesserten Versorgung psychisch und suchtkranker sowie geistig behinderter Menschen beitragen.

Meilensteine

  • 1972

    Gründung des Beirats für Arbeitstherapie innerhalb der Lebenshilfe e.V. Tecklenburg mit dem Ziel: Schaffung von Arbeitsplätzen in Lengericher Firmen und die Betreuung von psychisch Behinderten am Arbeitsplatz.

  • 1974

    Gründung des Förderkreises für psychisch Erkrankte und Behinderte e.V. Lengerich als Mitglied der Diakonie Rheinland-Westfalen e.V. Ehrenamtliche Laienhelfer möchten die Lebenssituation von geistig und psychisch behinderten Langzeitpatienten im damaligen Landeskrankenhaus Lengerich durch individuelle Begleitung und Freizeitangebote verbessern.

    Der Beirat für Arbeitstherapie gründet die erste betreute Wohngemeinschaft mit 6 Plätzen. Unterstützt werden die Bewohner durch ehrenamtliche Mitglieder des Beirates.

    Beginn der Enthospitalisierung des früheren Langzeitwohnbereiches der Westfälischen Klinik Lengerich

     

  • 1980

    Förderkreis: 1. ambulant betreute Wohngemeinschaft mit ehemaligen Klinikpatienten

  • 1982

    Überführung des Beirats für Arbeitstherapie in den Gemeinnützigen Verein für die Rehabilitation psychisch Behinderter Steinfurt e.V. unter dem Dach des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

    Reha-Verein: 2. betreute Wohngruppe mit 5 Plätzen.

  • 1983

    Förderkreis: Eröffnung der 1. Wohnstätte für Behinderte an der Bergstraße 36 für psychisch behinderte Langzeitpatienten der Westfälischen Klinik.

  • 1985

    Reha-Verein: 1. Hauptamtliche Fachkraft auf Basis einer von der damaligen Arbeitsverwaltung finanzierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

  • 1988

    Förderkreis: 2. Wohnstätte für Behinderte an der Rahestraße 34 für geistig behinderte Langzeitpatienten der Westfälischen Klinik.

  • 1989

    Reha-Verein: Festanstellung einer hauptamtlichen Fachkraft auf Basis einer Zuschussfinanzierung durch den Kreis Steinfurt

  • 1991

    Reha-Verein: Eröffnung des Café Regenbogen als psychosoziale Kontakt- und Begegnungsstätte

  • 1993

    Förderkreis: 3. Wohnstätte für Behindertean der Bergstraße 36 (Neubau) für schwerst-geistig behinderte Erwachsene.

  • 1997

    Reha-Verein: Schaffung von 10 Wohneinheiten für 15 psychisch behinderte Menschen – finanziert von privatem Investor / verwaltet vom Reha-Verein.

  • 2000

    Förderkreis: Hausinterne Tagesstruktur in der Wohnstätte Rahestraße 34.

    Reha-Verein: Aufbau des “Zuverdienst für psychisch Kranke” als niederschwelliges tagesstrukturierendes Angebot für beschäftigungslose psychisch Behinderte.

  • 2004

    Reha-Verein: Eröffnung einer Praxis für Ergotherapie mit Krankenkassenzulassung.

    Reha-Verein: Einrichtung eines Tageszentrums mit 8 Plätzen für eine verlässliche tagesstrukturierende Betreuung mit Beschäftigungsangeboten als Vorläufer der heutigen Tagesstätte.

  • 2005

    Reha-Verein: Konzeption und Aufbau des Projektes Wohnen – Arbeit – Freizeit für junge psychisch kranke Erwachsene in Kooperation mit der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland.

  • 2006

    Reha-Verein: Eröffnung der Tagesstätte für psychisch Erkrankte mit 15 Plätzen.

  • 2008

    Reha-Verein: Eröffnung der Geschäftsstelle und des Ambulanten Beratungszentrums an der Bodelschwinghstraße 4.

    Reha-Verein: Schaffung von 21 Wohnappartements für psychisch behinderte Menschen (finanziert von privatem Investor / verwaltet vom Reha-Verein)

  • 2009

    Reha-Verein: Eröffnung Unikat an der Münsterstraße 30. Secondhand-Geschäft mit angegliederter Schneiderei, Schmuckwerkstatt und Wäscheservice, das arbeitsmarktnahe Beschäftigungsmöglichkeiten für psychisch Erkrankte bietet.

  • 2014

    Reha-Verein: Start des Angebots Integrierte Versorgung als Leistungspartner der Gesellschaft für psychische Gesundheit GpG NRW.

    Reha-Verein: Schaffung von 8 Werkstattplätzen im Unikat in Kooperation mit den Ledder Werkstätten.

  • 2015

    Reha-Verein: Start des Angebots Betreuungsdienst nach § 125 SGB XI als Leistungspartner von unterschiedlichen Krankenkassen.

  • 2016

    Förderkreis und Reha-Verein: Gründung der Reha GmbH für Sozialpsychiatrie.

  • 2018

    Reha GmbH für Sozialpsychiatrie wird Tochtergesellschaft der Ledder Werkstätten gemeinnützige GmbH.